Die Tempel von Angkor

Wir buchten mal wieder einen Billigbus nach Kambodscha, weil das hier echt mit Abstand die beste Art ist, sich fortzubewegen. Nach 4 Stunden kamen wir am Grenzübergang an und hier ist alle höchste Vorsicht geboten: Man versucht einem nämlich sowohl auf thailändischer Seite als auch auf kambodschanischer Seite voll über den Tisch zu ziehen. Erstmal wurden wir mit dem Tuk-Tuk in einen Hinterhof gefahren, wo ein Schild  „Welcome to Cambodia Immigration Center“ hing. Wir sollten ein gefälschtes Visum kaufen, das überhaupt nichts mit dem echten Visum zu tun hat. Zum Glück fiel Danny eine Notlüge ein und wir erzählten einfach, wir hätten bereits im Internet ein e-Visa erhalten. Gott sei Dank kaufte man uns die Geschichte ab und wir durften weiterziehen. Dann gings weiter: Eigentlich kostet ein Visa 20 Dollar. Wir hatten leider kein Passfoto und nach einer kurzen Überlegung wurde beschlossen, dass wir je 30 Dollar zahlen müssen, so zu sagen „Weniger Aufwandsgebühr“, weil von uns kein Foto eingeklebt werden musste. Na gut. Wir fanden das eigentlich ziemlich lustig, weil wir schon einige solcher Geschichten gehört hatten. Mit dem Visa läuft man immer gerade aus, bis man zu einem großen Durchgang kommt, wo man sich ca. 1 Stunde anstellen muss, damit man in sein Visa den dazugehörigen Visastempel bekommt. Nach guten 2 Stunden waren wir endlich durch. Anschließend wird man fast genötigt, seine US Dollar in Riehl wechseln zu lassen, natürlich für einen mega schlechten Kurs und dann zahlt man mega viel Geld für ein Taxi mit dem man 2 Stunden durch die Gegend gefahren wird.

Auf dem Weg nach Siem Reap, also dem Ausgangsort zu Angkor sieht man sehr wenige richtige Häuser. Die meisten hausen in heruntergekommenen Hütten und es wird einem ab dem 1. Kilometer bewusst, wie arm dieses Land ist. An der Grenze zu Thailand werden aufgrund der Armut sogar sehr viele hübsche Mädchen nach Thailand verkauft, um dort in Bordellen zu arbeiten. Kommen sie nach ein paar Jahren zurück, weil sie Aids oder andere Krankenheiten haben, werden sie von der Familie verstoßen, weil sie kein Geld für die Behandlung haben. Man sieht überall schmutzige Kinder spielen , aber seltsamerweise lächeln sie alle…
Als wir ankamen, stellen wir überrascht fest, wie super unser Gästehaus für 4 Euro die Nacht inkl. Frühstück war. Es gab sogar freies Internet und freies Trinkwasser. Wie tigerten abends noch los, um einen Führer für die nächsten zwei Tage zu buchen. Das wollten wir uns unbedingt gönnen, weil man sonst etwas „blind“ durch die Tempel läuft.
Mit unserem lustigen Guide „Phon“ und unserem coolen Tuk-Tuk Fahrer „Mr. Sok“, den wir auf 17 schätzen, tatsächlich aber schon 26 war, gings dann also die nächsten Tage stundenlang auf Erkundungstour. Die Tempel von Angkor sind alle absolut der Hammer!! Wir waren drei Tage beschäftigt, bis wir alle angesehen hatten und jeder ist für sich einmalig. Unser Führer war wirklich super, auch wenn sein englisch manchmal etwas schlecht zu verstehen war und unser Tuk-Tuk Fahrer war total auf Zack und immer an den richtigen Stellen, um uns abzuholen. Anfangs belasteten uns noch etwas die unzähligen Bettelkinder, die einem am Eingang des Tempels hinterherlaufen und etwas verkaufen wollen. Sie sind sooo süß dabei, meist schmutzig und jammern herzzerreißend. Alle sprechen einwandfrei englisch, manchmal sogar deutsch oder chinesisch. Unser Führer erzählte uns dann, dass diese Kinder eigentlich gar nicht arm wären. Vormittags gehen sie betteln und nachmittags werden sie auf Privatschulen geschickt, um die verschiedensten Sprachen zu lernen. Sind sie irgendwann zu alt zum betteln, werden sie Fremdenführer oder ähnliches. Obwohl unser Guide für kambodschanische Verhältnisse gut verdient, kann er es sich nicht leisten, seine Kinder auf Privatschulen zu schicken. Danach sahen wir die Kinder schon mit anderen Augen und wir hatten eine super Idee: Um sie von uns fernzuhalten (denn sie sind wirklich nervig auf Dauer, weil sie einen regelrecht belagern) kauften wir eine große Tüte Bonbons und drückten jedem Kind einen in die Hand, das auf uns zukam. Damit waren sie fast alle total glücklich und wir konnten unsere Tour ungestört weiterführen.


Den letzen Tag verbrachten wir damit die Stadt Siem Reap anzusehen. Wir besuchten das Kinderkrankenhaus, welches erst vor wenigen Jahren ins Leben gerufen wurde. Jedes Kind bis 16 Jahre wird hier umsonst behandelt. Auch unser Mr. Sok hat hier seinen kleinen Sohn entbunden lassen, der übrigens gerade mal 3 Monate alt ist. Als Tuk-Tuk Fahrer verdient man nämlich nicht gerade viel, schätzungsweise vielleicht so 150 – 200 US Dollar im Monat.
Es wird nur durch Spenden finanziert, denn die kambodschanische Regierung hat für so was natürlich fast kein Geld übrig. Sowieso ist Korruption hier fast ein Gesetz. Beispielsweise zahlt man 40 US Dollar für einen Dreitagespass für Angkor. Davon fließt aber so gut wie nichts in den Erhalt. Der Großteil ist Korruption, der zweitgrößte Teil geht ans Militär. Hauptsächlich wird die Erhaltung der Tempel durch Deutschland, Frankreich, Italien und Japan sichergestellt. Kambodscha selbst hat damit fast nichts zu tun. Sie renovieren momentan einen winzig kleinen Tempel, sonst nichts. Selbst unser Führer machte sich darüber lustig und sagte, Kambodscha hätte sich nur für diesen Tempel entschieden, weil er der billigste wäre, und irgendwo muss ja auf den Restaurierungsplakaten auch mal Kambodscha zu lesen sein…


Trotzdem: Kambodscha war von allen Ländern bis jetzt unser Lieblingsland, denn wir haben noch NIE so nette Menschen kennengelernt. Obwohl es ein sehr sehr armes Land ist, sind alle stets freundlich. Es ist eine Freundlichkeit, die wirklich von Herzen kommt. In Thailand waren die Leute auch nett, aber meist oberflächlich. Wir gingen jeden Abend in das gleiche Restaurant, obwohl es nicht unbedingt das beste Essen hatte, aber wir fühlten uns dort jeden Abend wie zuhause. Wir wurden empfangen, als hätte man auf uns gewartet und es wurde sich ehrlich immer wieder gefreut. Als wir den letzten Abend dort waren, war es irgendwie richtig Abschied nehmen und wir mussten versprechen, dass, sollten wir wieder mal in Kambodscha sein, auf jeden Fall wieder kommen. Sogar unseren Tuk-Tuk Fahrer schlossen wir ins Herz. Außerdem lernten wir zwei unglaublich liebe Russen kennen, was ja auch nicht alle Tage vorkommt.
Wir können nicht genau erklären, weshalb wir Kambodscha so gerne mögen, aber wir werden auf jeden Fall in dieses Land zurück kehren.